Im Juni 2018 wurden im ISC Pirmasens im Rahmen einer „Learning, Teaching and Training Activity“ (LTTA) Tutoren für das Lernen im Prozess der Arbeit aus Portugal und Rumänien mit eigens entwickelten Schulungsmaterialien auf ihre neue Rolle vorbereitet. Diese Materialien basieren auf konkreten Arbeitsplatzanalysen und dienen als die Grundlage für Beschreibungen von Arbeitsvorgängen, welche manuell geübt werden sollen. Das Material wurde durch didaktische und pädagogische Empfehlungen abgerundet. So erhielten die portugiesischen und rumänischen Projektpartner einen Einblick, wie die duale Ausbildung bei deutschen Schuhherstellern umgesetzt wird.
Das Ziel von ICSAS besteht jedoch nicht darin, einen Export des deutschen dualen Systems anzustreben; Schritte zur Beteiligung von Unternehmen in der Beruflichen Bildung müssen in jedem Land an die bestehenden Strukturen, Möglichkeiten und Anforderungen angepasst werden.
In Rumänien und Portugal wurden spezifische Curricula für die 1-jährige Pilotphase entwickelt und im Zeitraum Herbst 2018 – Herbst 2019 alternierend mit Theoriephasen vermittelt. Es gelang, alle potenziellen Partner, auch über Auszubildende, Unternehmen und Berufsschulen hinaus zu involvieren: ebenfalls wurden die Gewerkschaften, Handelskammern und politischen Entscheider eng eingebunden und über geplante und ausgeführte Projektphasen informiert. In der letzten Projektphase sind diese auch in die Aktivitäten zur nachhaltigen Implementation der Ansätze des Piloten in die nationalen Ordnungsmittel involviert.
Die für diese 1-jährige Pilotierung entwickelten Materialen waren selbst in Deutschland, mit seiner bereits seit Jahrzehnten etablierten dualen Berufsausbildung zum Schuhfertiger , ein echter Schritt nach vorne; es gab zuvor kein öffentlich zugängliches branchenspezifisches Tutoren-Schulungsmaterial in diesem Bereich.
Kooperatives Lernen ist extrem hilfreich, da es die Erfahrungen früherer Mitarbeiter nutzt um neue Auszubildende bei beruflichen Herausforderungen zu unterstützen. Mit anderen Worten ist Lernen im Prozess der Arbeit eine Form von Wissensmanagement innerhalb eines Unternehmens und sollte daher auch bestimmten Standards folgen. ICSAS hat hierzu die Rolle der Tutoren akzentuiert. Diese positiven Auswirkungen sind vielfältig: die Verbesserung der Ausbildungsnachhaltigkeit, der Qualität des Produktes und der Arbeitskräfte, die Förderung der persönlichen Entwicklung des Individuums, die Verbesserung der Anerkennung von VET-Qualifikationen in diesem Sektor in Europa und letztendlich die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Schuhindustrie.
Zusätzlich lieferte das Projekt einen Sektor-Qualifikationsrahmen (SQR; Niveaus 2-4) für die industrielle Schuhproduktion, einschließlich des Referenzierens bestehender nationaler Qualifikationen aus Deutschland, Portugal, Spanien und Rumänien.
Bisher existierte kein solcher SQR für den Schuhsektor, nun wurde eine verbesserte Vergleichbarkeit der Qualifikationen der beteiligten Länder erreicht.
Der SQF besitzt zudem ein hohes Transferpotenzial; einmal entwickelt, können Qualifikationen des Sektors aus weiteren Ländern auch leicht referenziert werden.